Gastbeitrag von Michael Krause, Kurator der Ausstellung 

Mit der Ausstellung „SIE HABEN IHR ZIEL ERREICHT II“ setzt das Museum
Altomünster die im Sommer 2013 erfolgreich begonnene Ausstellungsreihe
„Sie haben ihr Ziel erreicht“ mit aktueller zeitgenössischer Kunst fort.

In der ersten Ausstellung konnten wir die Künstler Susanne Koch aus München, Ilan Scheindling aus Gersthofen und Michael Krause aus Altomünster zeigen.
Wir freuen uns ihnen jetzt neue Arbeiten von zwei Künstlerinnen aus Berlin und einem Künstler aus Leipzig präsentieren zu können.

In ihren Arbeiten, die zum Teil speziell für diese Ausstellung entwickelt wurden,
beschäftigen sich die Künstler Anja Brendle aus Berlin, Marcus Jansen aus Leipzig
und Daniela von Waberer aus Berlin auf sehr unterschiedliche Weise mit der Frage nach Identität, nach Zugehörigkeit, letztlich nach Heimat.
Mit einer raumgreifenden Installation und mit Zeichnungen und Fotografien, schaffen die Künstler überraschende Bezüge zur Besonderheit des Museums Altomünster.

Anja Brendle 1964 in Augsburg geboren lebt als freischaffende Künstlerin in Berlin. In ihren skulpturalen Objekten und Fotografien untersucht die Künstlerin die physikalischen Gegebenheiten wie Masse, Gewicht und Gestalt die den Gegenständen unserer Alltagswelt ihre Schwerkraft und ihr Aussehen geben.
Es sind oft alltägliche Gegenstände oder gewöhnliche Situationen die sie uns in ihrer scheinbaren Bekanntheit und trotzdem merkwürdigen Fremdheit zeigt:
Menschen wie Bäume, Gestalten im Garten, Hausschuhe die bedrohlich erscheinen, silberne Handtaschen mit erschreckenden Applikationen, eine Breze, deren Salz(belag) zum Himmel wächst, luftige Planeten die die Sicht verstellen.
Aspekte des Ortes und der Zeit, der Flüchtigkeit, der Veränderung und Vergänglichkeit prägen diese Arbeiten.

Marcus Jansen 1962 in Köln geboren lebt als freischaffender Bildhauer in Leipzig.
Er hat ein Skulpturenensemble aus Kirchtürmen und Tauben eigens für diese
Ausstellung entwickelt und spielt damit auf den besonderen Ausstellungsort, das
Museum mit seiner bedeutenden Sammlung zur Geschichte des Birgittenordens und die unmittelbare Nachbarschaft zur Klosterkirche in Altomünster an.
Drei übermannshohe Kirchtürme (nach dem Vorbild des Kölner Doms), und Tauben aus Beton stehen unverkennbar in der Tradition christlicher Symbolik. Gleichzeitig argumentieren sie als plastischen Elemente mit traditionellen, formalen und bildhauerischen Mitteln, mit Körper- und Raumbezügen.

Jeder kennt sie, die Tauben auf den Kirchplätzen. Auf der Domplatte in Köln oder auf dem Markusplatz in Venedig z.B. kann man sich vor Tauben kaum noch retten. Hier sind Tauben eher eine großstädtische Plage: Machen Dreck und vermehren sich wie wild, gelten als Überträger von Krankheiten, und gebärden sich eher als „Ratten der Lüfte“ denn als Symbole für Hoffnung und Frieden. Als Fotomotive für Touristen bleiben sie aber unschlagbar. Tauben gehören dazu, genau wie die heimatliche Kirche im Ort.

Den weitverbreiteten Brauch, ausgestopfte Vögel als Zimmerschmuck zu verwenden, nimmt Marcus Jansen in einer weiteren Arbeit auf , bricht in aber ironisch in dem Wandrelief „Stillleben mit Elstern“ (2013). Hier zitiert er ein Gemälde von Pieter Breughel dem Älteren „Elster auf dem Galgen“ von 1568 (Hessisches Landesmuseum Darmstadt), das als „mementor mori“ Bild den bedrohlichen Galgen mit ausgelassen tanzenden Bauern zeigt.

Daniela von Waberer, 1964 in Augsburg geboren lebt als freischaffende Künstlerin in Berlin Kreuzberg.
Sie sucht mit ihren Arbeiten für die Ausstellung den Bezug zum Ausstellungsort, dem Heimatmuseum als Ort kirchengeschichtlich identitätstiftender Erinnerung.
Ihre Zeichnungen mit dem Titel „von haus aus“ (2009 bis 2013) spielen mit
autobiographischen Verortungen. Ausgangspunkt dieser Suche in Bildern ist das Haus ihrer Großeltern in Augsburg. In Resonanz zu dieser Zeichenserie entstanden 2012/2013 „Pferde und Häuser“: Raumanordnungen von Objekten aus unterschiedlichen Materialien.
In der Arbeit „Mevlana nebenan“ (2004 bis 2013) thematisiert sie die
gemeinschaftkonstituierende soziale Funktion von Religion:
In einer digitalen Bildpräsentation zeigt sie den Alltag und die baulichen Aktivitäten einer islamischen Gemeinschaft im Nachbarhof ihres Ateliers in Berlin Kreuzberg. Aus dem stets gleich bleibenden Blickwinkel des Atelierfensters wurde über einen Zeitraum von 9 Jahren dokumentiert, wie das ursprüngliche Haus baulich verändert und als Moschee nutzbar gemacht wurde. Ab 2012 begannen dann umfangreiche Arbeiten für einen Neubau einer größeren Moschee. Im Zeitraffer werden in der Bildfolge die Handlungen der Beteiligten und deren Ergebnisse nachvollziehbar.

Eröffnung: Samstag, 12.April 2014, 15:00 Uhr
Dauer der Ausstellung: 13. April 2014 – 25. Mai 2014

Bildquelle: (c) Betty / pixelio.de