Gastbeitrag von Stephan Boosz, stv. Vorsitzender der Kolpingsfamilie Altomünster

Kolping – verantwortlich leben, solidarisch handeln

Die Menschen im 19. Jahrhundert waren weiterhin von erheblichen Umbrüchen in Staat, Gesellschaft und Arbeitswelt betroffen. Viele hatten buchstäblich den Halt auf ihren Lebensgrundlagen verloren. Dies erkannte besonders auch Adolph Kolping, der aus armseligen Verhältnissen stammte und zunächst den Handwerksberuf eines Schusters erlernen konnte. Sein Ziel – für das er erhebliche Widerstände überwinden musste, jedoch auch Förderer fand, die sich für ihn nachhaltig einsetzten – war, Priester zu werden. Er sah in seinem Glauben den eindeutigen Auftrag, die neue „Frohe Botschaft“ von Jesus Christus zur Verbesserung der irdischen Lebensverhältnisse anzuwenden und nicht nur auf Vertröstungen für das Jenseits nach dem Tod zu hoffen. Es wird ihm folgendes Zitat zugeschrieben: „Die Nöte der Zeit werden euch lehren, was zu tun ist.“ Besonders hatte er die Ausbildung und die Lebens­umstände der jungen Menschen im Blick. So gründete er in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts mehrere hundert „Katholische Gesellenvereine“, die überwiegend auch Häuser zur Herberge für die Gesellen auf der Walz betrieben. Adolph Kolping arbeitete somit wesentlich an der Entwicklung der Katholischen Soziallehre mit.

Das Leben in Altomünster war in dieser Zeit durch das Wirken der Klosterschwestern im Orden der Hl. Birgitta von Schweden geprägt, die seit 1497 ansässig sind. In der Folge der Säkularisation im Jahr 1803 musste sich die Klostergemeinschaft ebenso neuen Herausforderungen stellen. Im klösterlichen Umfeld waren seit jeher zahlreiche Handwerksbetriebe angesiedelt. Es war deshalb ein schlüssiges Handeln, dass sich im Jahr 1895 der „Katholische Gesellenverein Altomünster“ gründete. Dieser war letztlich ohne formelle Unter­brechung der direkte Vorläufer für die heutige Kolpingsfamilie Altomünster im Internationalen Kolpingwerk. Dabei ist zu berücksichtigen, dass in der Zeit des I. Weltkrieges sowie in der Nazi-Zeit nur ein sehr umsichtiges und eingeschränktes Wirken möglich war.

In der Zeit des Wiederaufbaus entwickelte sich die Kolpingsfamilie Altomünster zu einem Pfeiler im kirchengemeindlichen Geschehen. Sie trug darüber hinaus wesentlich zum Wiederbeleben der Kultur in der Marktgemeinde bei, indem z.B. Musik-, Tanz- oder Theaterveranstaltungen angeboten wurden, die sich jeweils eines regen Besuchs erfreuten. Die Kolpingsfamilie stellte sich stets den aktuellen Herausforderungen und zeigte Mut, auch neue Wege zu gehen. So war es ein ebenso schlüssiges Handeln der seinerzeitigen Vorstandschaft, dass in der Kolpingsfamilie Altomünster Frauen eigenständig Mitglied werden konnten, lange bevor dies in anderen Organisationen ermöglicht wurde.

Vorstandschaft ab 2013aAuch in der heutigen Zeit ist es der Kolpingsfamilie Altomünster ein grundlegendes Anliegen, in ihrem Handeln und bei ihren Veranstaltungen breit und generationsübergreifend aufgestellt zu sein, wie es in ihrer Satzung formuliert ist:

Die Kolpingsfamilie hat gemäß ihrem Selbstverständnis und den Bestimmungen des Generalstatutes des Internationalen Kolpingwerkes und der Satzung des Kolpingwerkes Deutschland folgende Aufgaben:

  • Die Mitglieder zu befähigen, sich als Christen in der Welt zu bewähren.
  • Den Mitgliedern, aber auch Nichtmitgliedern, Lebenshilfen anzubieten.
  • Durch die Aktivitäten ihrer Mitglieder auf der Grundlage der katholischen Soziallehre/christlichen Gesellschaftslehre das Gemeinwohl zu fördern.
  • An der Erneuerung von Kirche und Gesellschaft mitzuwirken.
  • Die Kolpingsfamilie gibt durch ihre Arbeit Hilfestellung zur personalen Entfaltung des einzelnen. Ihre schwerpunktmäßigen Aufgaben liegen in der Orientierung und Lebenshilfe in konkreten Lebensbereichen wie Ehe, Familie, Arbeitswelt, Freizeit, Kirche, Gesellschaft und Staat.

Umgesetzt wird dies durch ein konstant hohes Engagement: Mit Freude darf unter anderem auf die Gründung einer Kindertanzgarde vor wenigen Jahren, dem Angebot einer Jugendzeltlagerfreizeit sowie auf die Vielzahl an Vortragsveranstaltungen zu aktuellen Themen verwiesen werden. Zum umfangreichen jährlichen Programm zählen ferner Gottesdienstbesuche, die Teilnahme an Prozessionen, die Pflege der Geselligkeit und aktive Beiträge zur Bewahrung der Schöpfung z.B. durch Altpapier- und Altkleidersammlungen.

Festprogramm

Das 120-jährige Gründungsjubiläum soll deshalb mit einem Fest am Sonntag, 7. Juni 2015 gefeiert werden, der folgenden Ablauf hat.

10:10 Uhr Einzug der Fahnen- und Bannerabordnungen in die Pfarrkirche Altomünster, Treffpunkt am Beginn der Kirchentreppe

10:15 Uhr Festgottesdienst unter Zelebration durch Msgr. Christoph Huber, Präses des Kolping-Diözesanverbandes, und Pater Michael De Koninck, Präses der Kolpingsfamilie Altomünster, musikalisch gestaltet von der Gruppe „Sonnenstrahl“.

11:30 Uhr gemeinsamer Festzug unter musikalischer Begleitung der „Kaasgroam-Musi“ zum Kapplersaal, Aufstellung in der Kirchenstraße

12:00 Uhr gemeinsamer Mittagstisch

13:30 Uhr Grußworte, Festansprache durch Werner Attenberger, Vorsitzender des Kolping-Diözesanverbandes, Ehrungen

ab ca. 15:00 Uhr Ausklang bei Kaffee und Kuchen

Die Kolpingsfamilie Altomünster lädt hierzu herzlich die Mitglieder, die Pfarrgemeinde und Gäste ein und freut sich auf eine rege Teilnahme.

Bildquelle: (c) Gisela Huber