Gastbeitrag Dr. Fan Burgmeier, 2. Vorstand des DJSO für Dachauer Jugendsinfonieorchester zum
Gedenkkonzert am 3.5.2025 anlässlich des 80. Jahrestags der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau – Ein bewegendes musikalisches Zeichen gegen das Vergessen
In der Heilig-Kreuz-Kirche fand am Abend des 3. Mai ein eindrucksvolles Gedenkkonzert des Dachauer Jugendsinfonieorchesters (DJSO) zum 80. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau statt. Unter der Schirmherrschaft von Landrat Stefan Löwl und der musikalischen Leitung von Gudrun Huber präsentierten die jungen Musiker:innen ein tief bewegendes Programm, das musikalisch wie inhaltlich ein starkes Statement für Erinnerung, Menschlichkeit und Frieden darstellen.
Das Konzert wurde eröffnet mit „Winter“ und „Frühling“ aus Die vier Jahreszeiten von Antonio Vivaldi – ein klangvoller Auftakt, der mit seinem Wechselspiel von Dramatik und Hoffnung sinnbildlich für die Thematik des Abends stand.
Im Zentrum des Konzerts standen Werke, die eng mit der Verfolgung durch das NS-Regime verknüpft sind: Musik des jüdischen Komponisten Hans Neumeyer, der in Dachau lebte und 1944 im Ghetto Theresienstadt ums Leben kam; Auszüge aus der Kinderoper „Brundibár“ von Hans Krása, der in Auschwitz ermordet wurde; sowie drei Stücke aus der Sammlung „Music from Auschwitz“, die von Lagerorchestern unter unmenschlichen Bedingungen aufgeführt wurden.
Den berührenden Abschluss bildete „A Prayer for Peace“ von John Williams, das als musikalisches Friedensgebet in die Stille hineinwirkte.
Die Solist:innen des Abends – Leonie Wende, Isabel Siller und Quentin Le Pape-Schatzl an der Violine sowie Jonas Verweyen am Violoncello – beeindruckten durch technische Virtuosität und einfühlsame Interpretationen.
Ein zutiefst emotionaler Moment war die Gedenkbotschaft des 97-jährigen Shoah-Überlebenden Erich Finsches. In einer eindringlichen Rede warnte er vor aktuellen politischen Entwicklungen und betonte die Bedeutung von Frieden, Familie und Verantwortung. Seine Worte hallten lange nach: „Die Menschen müssen wieder zueinander finden und sich gegenseitig helfen. Sie müssen Respekt vor den Nächsten und dem Leben haben. Und vor allem dürfen sie nicht alles glauben, was ihnen die Politiker, egal in welchem Land, verkaufen wollen. Der Zusammenhalt und die gegenseitige Unterstützung sind das Wichtigste, was wir haben, und ohne die Gemeinschaft sind wir verloren.“
Die Vorbereitung des Konzerts begann bereits im Juli 2024. Das DJSO – bestehend aus Kindern und Jugendlichen im Alter von 10 bis 24 Jahren – beschäftigte sich intensiv mit dem Thema Musik im Holocaust. In dieser Zeit entstanden symbolische Gedenkzeichen, die als Anstecker in den Konzerten getragen wurden. Die jungen Musiker:innen fotografierten ihre Anstecker an zahlreichen Denkmälern in Dachau und Umgebung – als Manifestation ihrer Haltung der Erinnerung.
Eine informative Programmbroschüre ergänzte das Konzert: Mit bewegenden Texten über die Komponisten, zur Rolle der Musik in den Konzentrationslagern, mit historischen Zeichnungen, Gedichten und Notenblättern aus der Zeit des Holocaust sowie mit den Bildern der Gedenkstätten schlug sie eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Konzipiert und liebevoll gestaltet wurde sie von Dr. Fan Burgmeier, dem 2. Vorstand des DJSO.
Bereits im Januar 2025 hatte das DJSO zusammen mit dem Orchester der Staatlichen Musikschule „K. Szymanowski“ in Oświęcim (Auschwitz) ein gemeinsames Gedenkkonzert anlässlich des 80. Jahrestags der Befreiung von Auschwitz-Birkenau gegeben – ein musikalisches Projekt der grenzüberschreitenden Verständigung im Rahmen der Landkreispartnerschaft zwischen Dachau und Oświęcim .
Mit dem Konzert am 3. Mai setzte das Dachauer Jugendsinfonieorchester erneut ein starkes Zeichen: gegen das Vergessen, für die Kraft der Musik und für eine generationenübergreifende Erinnerungskultur.
Kontakt für Rückfragen:
Dachauer Jugendsinfonieorchester
dachau.jso@gmail.com
Text- bzw. Bildquelle (c) jeweiliger Veranstalter oder altonews
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