Gastbeitrag von Stephan Boosz, stv. Vorsitzender der Kolpingfamilie Altomünster
„Die Aufgaben und Herausforderungen haben sich gewandelt, die Ziele des Internationalen Kolpingwerkes sind jedoch unverändert aktuell.“, so fasste die seit November 2013 neugewählte Vorsitzende der Kolpingfamilie Altomünster, Frau Birgitta Graf, die erste Vortragsveranstaltung im Jahresprogramm 2014 zusammen. Sie bedankte sich beim Referenten Andreas Fritsch mit einem Geschenk aus dem örtlichen Klosterladen.
Andreas Fritsch, der als hauptberuflicher Referent für das Kolpingwerk in der Erzdiözese München-Freising tätig ist, war erstmals zu Gast bei der Kolpingfamilie und freute sich sehr über das große Interesse.Zudem waren drei Schülerinnen anwesend, die für eine Projektarbeit einen Fragenkatalog vorbereitet hatten und somit fachkundige Antworten aus erster Hand erhielten. Fritsch begann seinen Vortrag mit dem Rückblick auf das Jahr 2013, als weltweit die örtlichen Kolpingfamilien sowie die weiteren Organisationseinheiten des Internationalen Kolpingwerkes den 200. Geburtstag ihres Gründers in unterschiedlichen Veranstaltungen feierten. Sie machten sich dabei Gedanken, wie die Geschichte des 1991 seliggesprochenen Gesellenvaters Adolph Kolping in der gegenwärtigen Zeit weiterwirken sollte.
Kolping entstammte einer in bescheidenen Verhältnissen lebenden, tief im Glauben verwurzelten Familie. So war sein Lebensweg zunächst mit dem Erlernen des Handwerks eines Schusters verbunden. Zehn Jahre lang arbeitete er als Geselle. Hartnäckig verfolgte Kolping jedoch auch sein Ziel, Theologie zu studieren und Priester zu werden. Dabei erkannte er immer stärker die Nöte der jungen Menschen, die auf der Walz zu Handwerksmeistern jeweils Anstellung und Berufserfahrung suchten. Denn die damalige Zeit war bereits im Umbruch zur Industrialisierung. Eindeutiger Auftrag war für ihn daher aus dem Glauben, aktiv zu handeln. So widmete er immer mehr seine Arbeitskraft der Gründung von Gesellenvereinen, die den jungen Menschen ein Ort der Geborgenheit, der Gemeinschaft und der Werteorientierung sein sollen. Innerhalb weniger Jahre entstanden 400 Ortsgruppen und Unterkunftshäuser, die organisatorisch durch eine Vernetzung zum Kolpingwerk aufzubauen und fachlich zu begleiten waren.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts erfolgt eine internationale Ausrichtung. Besonders in der Zeit des Nationalsozialismus mussten weitere schwerwiegendste Herausforderungen bewältigt werden. So waren es letztlich auch teils langwierige, dennoch unumgängliche Entscheidungen in den örtlichen Gesellenvereinen, die Mitgliedschaft für alle christlich orientierten Menschen, unabhängig von Alter, Geschlecht oder gesellschaftlichem Stand zu öffnen und in Kolpingfamilie umzubenennen.
In Deutschland zählt das Kolpingwerk gegenwärtig mit über 250.000 Mitgliedern in 2.600 örtlichen Kolpingfamilien zu den größten katholischen Sozialverbänden. Weltweit ist das Kolpingwerk mittlerweile in 60 Ländern vertreten und leistet dort weiterhin besonders für junge Menschen eine werteorientierte Bildungs- und Aufbauarbeit. Diese ist gemäß dem christlichen Menschen- und Weltbild von Kolping tief im Glauben verwurzelt und steht dabei dennoch mitten im Leben. So sieht sich das Kolpingwerk stets als Weggemeinschaft der Generationen und will durch eine aktive Mitgestaltung in der Arbeitswelt und in den gesellschaftlichen Belangen handeln. Deshalb betreibt das Kolpingwerk auch weiterhin Jugendwohnheime, Berufsförderschulen oder ein Ausbildungshotel in München.
Die Hilfe zur Selbsthilfe steht z.B. in Südamerika besonders im Vordergrund, wenn Darlehen zur Gründung von Handwerksbetrieben gewährt werden. Alle Aktivitäten sollen stets dazu dienen, an der Einen Welt mitzubauen.
Mit dem Adolph Kolping zugeschriebenen Zitat „Die Zeit an sich betrachtet, ist völlig wertlos. Sie erhält den Wert für uns erst durch unsere Tätigkeit in ihr.“, bedankte sich Andreas Fritsch für die Aufmerksamkeit und wünschte der Kolpingfamilie Altomünster alle Begeisterung für das weitere Wirken.
Bildquelle: (c) Stephan Boosz
12. März 2014 um 6:48 Uhr
Danke an dieser Stelle für den Gastbeitrag.