Vorletzte Woche besuchten wir eine Veranstaltung der Volkshochschule Altomünster zum Thema Windkraft. Der Vortrag wurde von Uhl-Windkraft aus Erlangen gehalten. Nach einer Einführung von Herrn Uhl berichtete Planungsleiter Dr. Linke über die Chronologie der Anlage, gab Informationen zu durchgeführten Untersuchungen und zur Anlagentechnik.
Chronologie
Die ersten Planungen begannen 2008. Bis zur Umsetzung dauerte es sechs (!) Jahre, denn es gab viele, vor allem bürokratische Hürden, zu nehmen.
In den Jahre 2009/2010 wurde von der zuständigen Gemeinde ein entsprechender Flächennutzungsplan erstellt. Dieser wies nahezu die gleichen windkarftgeeigneten Flächen aus, wie die Firma Uhl Windkraft selbst ermittelt hatte. Die Planungen dauerten bis 2014.
Die technische Umsetzung der Windkraftanlage erfolgte dann in wenigen Monaten von Frühjahr bis Herbst 2014.
Das Grundstück für die Anlagen wurde von der Stadt Augsburg für 20 Jahre gepachtet.
Im Verlaufe der Planungen zeigten sich eine Vielzahl von Hürden, die im Vorfeld der Errichtung der Anlage gelöst werden mussten.
So tauchte 2011/12 ein bis dato nicht bedachtes Problem auf. Eine nahegelegene Radaranlage drohte durch eine der Windkraftanlagen gestört zu werden. Analysen ergaben, dass ein Versetzen der Windkraftanlage um 150 Meter das Problem lösen würde.
Im Planungsverlauf zeigten sich weitere Hürden. Die Windkraftanlagen könnten Einfluss auf die ansässigen Fledermäuse haben. Um das zu untersuchen, gab es die Vorgabe für ein „Fledermausmonitoring“. An der Gondel der Windräder befinden sich Mikrofone. Nachts werden die Anlagen abgeschaltet, so dass die Mikrofone die Laute der Fledermäuse messen können.
Nach der Auswertung der Daten kann festgestellt werden, ob und wann sich Fledermäuse in Höhe der Gondeln aufgehalten haben. Je nach Ergebnis muss das Windrad während der Laufzeit dann Nachts abgeschaltet werden oder kann weiter in Betrieb bleiben. Dies stell ein zusätzliches finanzielles Risiko für die Betreiber dar.
Eine weitere Herausforderung war die mögliche Störung der Anwohner durch Schattenbildungen. Hier musste der Nachweis erbracht werden, dass die Einflüsse den gesetzlichen Vorgaben entsprechen. Sonst droht wieder die Gefahr der „Abschaltung“.
Sicherheit für Mensch und Tier gilt auch bei der Windkraft. Schaut man sich die Windräder im Norden der Republik an, so wird man einen Warnring in der Mitte sehen.
Auch hier schlug die Bürokratie in Bayern wieder zu. Für Vögel und Flugverkehr musste jeweils ein eigener Warnrring angebracht werden. Diese in Rot nach entsprechender Farbnorm angebrachten Ringe sind einmalig in Deutschland.
Viele Hürden auf dem Weg zur sauberen Energie und ein hohes wirtschaftliches Risiko, dass die Bauherren eingegangen sind. Auch wenn die Analyse der Windverhältnisse der letzten 30 Jahre einen wirtschaftlichen Betrieb nahelegen, ist dies durch die vielen Risiken noch nicht garantiert.
Das Fundament für die Windräder ist jeweils 3 Meter tief. In der Mitte befindet sich ein Keller. Das Fundament ist mit 96 Tonnen Stahl gefüllt. Der Durchmesser beträgt 22 Meter.
Die Turmsegmente bestehen aus Fertigbetonteilen. Bis zu einer Höhe von 80 Metern sind diese nur aufeinandergestapelt. Diese werden durch im Keller verankerte Stahlseile gespannt und erhalten so ihre Stabilität.
Die oberen Sektionen des Windrades bestehen aus Stahlsegmenten. Insgesamt ist ein Windrad bis zur Gondel 140 Meter hoch. Auf dem letzten Stahlsegment befindet sich die Gondel, das Maschinenhaus des Windrads. Es ist so groß wie ein Wohnzimmer. Darin befindet sich das Getriebe. Die Rotoren sind 56 Meter lang. Lange Retoren bedeuten langsame Drehgeschwindigkeit. Ein Vorteil in Sachen Lärmschutz.
Das Windrad dreht sich in einer Geschwindigkeit von lediglich 8 bis 14 Umdrehungen pro Minute. Im Vergleich zu kleineren Windrädern ist dies sehr langsam. Diese Drehgeschwindigkeit reicht jedoch aus, um die geplante Leistung zu erzielen. Ein Windrad erzeugt ca. 2.400 kW/h (Kilowatt pro Stunde als Nennleistung) Strom. Ein Haushalt verbraucht ca. 3.500 kW Strom pro Jahr.
Wie eine Libelle kann das Windrad seine Rotoren in Richtung des Windes drehen und so immer den erforderlichen Anströmwinkel einnehmen oder abgeschaltet werden.
Im Windrad befindet sich ein 2-Personenaufzug. Dieser darf aus Sicherheitsgründen nur von den Monteuren für Wartungszwecke genutzt werden.
Das Windrad war bereits in Betrieb, wenn auch nur zu Testzwecken, und drehte sich über unseren Köpfen. Die offizielle Inbetriebnahme erfolgt in den nächsten Wochen. Die Windräder arbeiten extrem leise. Die Autobahn in der Nähe war deutlich wahrzunehmen und lauter als alle Geräusche des Windrades.
Auch der Brandschutz spielte eine wichtige Rolle. Um den gesetzlichen Vorgaben Rechnung zu tragen, wurden Löschtanks mit 300.000 Liter Wasser bereitgestellt.
Dezentrale Energieerzeugung gilt unter Fachleuten als die effektivste Form der regenerativen Energieerzeugung. Gigantische Stromtrassen durch Deutschland möchte wohl kein Mensch haben, insofern sind Anlagen wie bei Hohenzell sicherlich sinnvoll.
Den Dank der VHS Altomünster überreichte der ehemalige Bürgermeister von Altomünster Konrad Wagner.
Auch wenn Windkraft prinzipiell als ökolgisch gilt, gibt es doch auch hier Gegner. So auch bei der Veranstaltung im Hohenzeller Forst. Eine Gruppe Windkraftgegner platzierte sich am Rand der Veranstaltung und versuchte lautstark den Vortrage zu stören.
Egal wie man zu dem Thema steht: Interessant fanden wir die Aktion eines einzelnen Aktivisten, der mit einem großen Kofferradio durch die Gegend lief. Wir fragen uns, abgesehen vom verursachten Lärm, woher er den Strom dafür bezieht. Wir hoffen in unser aller Interesse auf regenerative Energien, denn Kohle und Atom für die Beschallung des Waldes zu nutzen ist kontraproduktiv.
Bildquelle: (c) altonews.de
19. Februar 2016 um 20:14 Uhr
Dieses Windkraftanlagen sind eine Katastrophe für die Wälder.
21. Februar 2016 um 12:45 Uhr
@Marco
Was ist Ihr Vorschlag für die Stromerzeugung? Kernenergie? Doch wohl nicht im Ernst. Kohlekraftwerke? Die Schadstoffe sind für Wälder um ein vielfaches schädlicher.
Windstrom aus dem Norden? Die Leitungen dafür wollen Sie aber auch nicht vor der Tür haben.
Andere Vorschläge?