Soviel Aufwand für vier Vorstellungen.
Wenn es nach den Altomünsterern ginge, würde der Theaterverein sicherlich noch monatelang die schwarze Komödie „Arsen und Spitzenhäubchen“ spielen. Die Zuschauer waren begeistert und, wie es sich für eine Komödie gehört, kamen voll auf ihre Kosten.
Doch der Reihe nach. Am vorletzten Sonntag war die Abschlussvorstellung des Stücks im Kapplerbräusaal. Unsere Schauspieler des Theatervereins Altomünster traten zur vierten und letzten (?) Vorstellung an. Nach drei gelungenen Aufführungen und vollem Haus waren wir gespannt, ob das Team um Regisseur Wolfgang Henkel nochmals ein Feuerwerk zünden würde. Die Stimmung war gut, der Saal war auch am Sonntag brechend voll.
Das Stück folgt im Wesentlichen dem Original von Joseph Kesselring aus dem Jahre 1939. Das Stück war somit auch für die „Zuagroasten“ leicht verständlich, da es keine bayrische Adaption war und die Schauspieler exzellent auch in der letzten Reihe zu verstehen waren.
Kommen wir nun zum Stück. Die Damen des Hauses, die Schwestern Abby (Sonja Holzmüller) und Martha Brewster (Christa Holzer), sitzen gemütlich beim Kaffeeklatsch. Ihr Neffe Teddy Brewster, geistig nicht voll auf der Höhe (herzlich schräg an diesem Abend: Thomas Bliem), genießt den Tag in seinem Schaukelstuhl.
Die Polizei klingelt an der Tür: Die Jungs in den Uniformen sind gekommen, um alte Spielsachen als Weihnachtsgeschenke für bedürftige Kinder abzuholen. Teddy, der sich für den US-Präsidenten Theodore Roosevelt, nicht zu verwechseln mit Franklin D. Roosevelt, hält, trennt sich insbesondere von seinem Schiff „Oracle“ nur ungern, das er lieber nach Australien schicken würde. Die Diskussion dauert nur kurz, da Teddy vor einer größeren Herausforderung steht – er muss den Panamakanal bauen und begibt sich daraufhin zum Graben in den Keller.
Es folgt der Auftritt des Cary Grant von Altomünster: Josef Mair als Mortimer Brewster. Der Theaterkritiker Mortimer kann von seiner Liebsten Elaine nicht lassen, doch als Pfarrerstochter ist auch in den 40er Jahren klar, sie hebt sich bis zur Hochzeit auf. Also beschließt Mortimer, Nägel mit Köpfen zu machen, und seine Elaine (Beate Ostermair) vom Fleck weg zu heiraten.
Während Elaine sich auf den Weg macht, um ihren Eltern Bescheid zu geben, dass es heute Abend „später“ wird, findet Mortimer eine Leiche in der Fensterbank. Zunächst verdächtigt er seinen verrückten Bruder Teddy. Doch als er seine Tanten einweiht, erzählen diese ihm seelenruhig, dass sie selbst den „armen, alten, einsamen“ Mann mittels Gift ins Jenseits befördert haben. Eine gute Tat, wie sie finden, um ihn von seinem Elend zu erlösen.
Zu allem Überfluss erfährt Mortimer, dass die Leiche im Keller vom verrückten Teddy begraben werden soll, der glaubt, Gelbfieberopfer beim Bau des Panamakanals zu begraben. Der Tote ist nicht der Erste. In Summe haben die Damen das Dutzend voll. Als Zimmervermietung getarnt, locken Sie einsame Männer an und bringen die „armen“ Seelen Gott näher.
Doch wie rauskommen aus diesem Dilemma? Bei der Polizei anzeigen, das bringt er nicht über Herz. Die Situation spitzt sich zu, als ein weiterer Kandidat auftaucht. Mortimer kann Nummer 13 gerade noch retten, in dem er ihn lautstark aus dem Haus jagt.
Mortimer muss nun dringend ins Theater zur Arbeit. Er ringt seinen Tanten das Versprechen ab, niemand ins Haus zu lassen.
Kurze Zeit später dringen zwei Unbekannte ein. Wie sich herausstellt, handelt es sich um den verschollenen Neffen Jonathan (Wolfgang Henkel, fast nicht unter der Maske zu erkennen), der eine kriminelle Laufbahn eingeschlagen hat. Er ist mit Dr. Einstein (Marcus Gottfried, genial, wie er den „Jonny“ betont), dem Gesichtschirurgen, nicht dem Physiker, unterwegs. Die beiden Verbrecher haben gleichfalls eine Leiche dabei, im Kofferraum ihres Autos. Da Teddy unbemerkt Leiche Nummer 12 seiner Tanten im Panamakanal begräbt, wird der Platz in der Fenstertruhe für die Leiche von Jonathan frei, gleichfalls Nummer 12, auch wenn Jonathan und Dr. Einstein sich über die Zählweise uneinig sind.
Als die Tanten nun „ihre“ Leiche verschwinden lassen wollen, finden sie die von Jonathan. Herrlich schräg in diesem Moment die alten Damen:
Dieser Mann ist ein Hochstapler
Die Situation spitzt sich zu, als die Polizei auf die beiden Ganoven aufmerksam wird. Zufällig sieht Polizist O’Hara (Michel Kreppold) noch Licht im Hause und schaut nach dem Rechten.
Mortimer kehrt zurück und findet Jonathans Leiche. Er versucht seinen Bruder zu erpressen und ihn zum Gehen zu bewegen. Doch Jonathan hat ein Ass im Ärmel, er hat die Leiche seiner Tanten gesehen.
O’Hara, der 12 Jahre an einem Bühnenstück arbeitet, wittert die Chance auf Veröffentlichung seines Stücks, da er nun Mortimer, den berühmten Theaterkritiker, kennengelernt hat. Ein wenig empathielos bemerkt er nicht, welches Spiel zwischen den Brüdern bezüglich der Leichen gespielt wird.
Der Konflikt zwischen Mortimer und seinem Bruder spitzt sich zu und mündet in Handgreiflichkeiten zwischen den Brüdern. O’Hara, der den Ernst der Lage immer noch nicht erkennt, hält das ganze für Teil eines Schauspiels der Brüder.
Erst im weiteren Verlauf der Geschehens kommt es zum unvermeitlichen Höhepunkt mit einer heftige Schlägerei, in deren Verlauf
Polizeikommissar Rooney aufkreuzt, in Jonathan den gesuchten Serienmörder erkennt und dieser verhaftet werden kann.
Doch was tun, mit der mordenden Verwandschaft? Mortimer lässt alle seine Familienangehörigen als geisteskrank ins Sanatorium einweisen, Dr. Einstein leistet hier Schützenhilfe.
Mortimer erfährt hiernach, dass er als Kind adoptiert wurde. Somit muss er nicht befürchten, den Wahnsinn seiner Familienmitglieder geerbt zu haben. Dem Liebes- und Eheglück mit Elaine steht somit nichts mehr im Weg.
Eine gelungene Abschlussvorstellung. Es gelingt den Schauspielern hervorragend, die Zuschauer in ihren Bann zu ziehen. Die Charaktere sind klar gezeichnet, die Leistungen des Teams übersteigen die Erwartungshaltung an ein Laientheater bei weitem. Merkt man bei Henkel, dass er – erwartungsgemäß – seinen Jonathan aus innerem Vergnügen spielt, so ist die Leistung von Josef Mair durchaus auf dem Niveau seiner bezahlten Profikollegen.
Aber auch dem Team hinter der Bühne gilt der Dank. Ohne die vielen fleißigen Hände von Souffleuse bis zum Küchenservice, wäre der Gesamterfolg des Stücks nicht realisierbar.
In Summe ein spannendes Stück mit hohem Tempo. Die Zuschauer sind fasziniert und völlig im Bann des Geschehens. Wer sich allerdings im Vorfeld nicht über die Spiellänge – über drei Stunden – informiert hat, dem wird das Stück in Summe vielleicht zu lang. Bei zukünftigen Aufführungen liegt hier ggf. noch Potenzial etwas zu straffen und das hohe Tempo und die Spannung bis zum Schluss durchzuhalten.
Bei der Gegenüberstellung mit dem amerikanischen Original ist eigentlich nur eines zu bemängeln: Das Stück wird in Altomünster nur 4 Tage und nicht wie am Broadway 4 Jahre gespielt. Wir sind davon überzeugt, dass unser Theaterverein noch eine lange Zeit das Haus vollbringen würde. Drücken wir die Daumen und hoffen wir auf eine Zugabe. Das wäre ein schönes Weihnachtsgeschenk für Altomünster.
Das Team in der Übersicht
Abby Brewster ……… Sonja Holzmüller
Martha Brewster ……. Christa Holzer
Mortimer Brewster ….. Josef Mair
Teddy Brewster …….. Thomas Bliem
Jonathan Brewster ….. Wolfgang Henkel
Dr. Einstein ………. Marcus Gottfried
Mrs. Harper ……….. Jutta Fuhrmann
Elaine Harper ……… Beate Ostermair
Mr . Gibbs ………… Norbert Rogge
Lieutenant Rooney ….. Michael Schmitz
Officer Klein ……… Christoph Neugschwendtner
Officer Brophy …….. Michael Riedl
Officer O’Hara …….. Michel Kreppold
Mrs. Witherspoon …… Kerstin Heyer
Souffleuse ………… Gerhild Bäurle
Maske …………….. Christa Holzer
Kulissen / Bühne …… Alfred Henkel und das Ensemble
Kostüme …………… Rosmarie Henkel
Regie …………….. Wolfgang Henkel
Bidlquelle: (c) altonews.de
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