Gastbeitrag von Dr. Ulrich H. Schneider, Kulturförderkreis Altomünster e.V.

Knigge_Adoph FreiherrMann hat es ja noch gelernt, wie mann mit einer Dame kultiviert umgeht, wenn mann sie etwa in ein Nobelrestaurant zum Essen ausführt. Die Tür öffnen und sie vorgehen lassen, ihr aus dem Mantel helfen und ihr den Stuhl zum Platznehmen am Tisch zurückziehen, wenn dies nicht der höfliche Kellner schon tut. Die Ansammlung von Besteck um den Teller wird von außen nach innen abgearbeitet, die Hände gehören auf den Tisch, Ellbogen aufstützen geht nicht. Fehlen auf ihrer Karte auch die Preise? Da war doch etwas falsch an Tür… Genau, mann geht (wohl aus Sicherheitsgründen) zuerst hinein und hält die Tür von innen für seine Dame offen! Mann hatte sie schutzlos dem Restaurant ausgeliefert. Peinlich.

Es gibt so viele Regeln für ein korrektes Benehmen, nicht nur Damen gegenüber. Manche Anweisungen scheinen heute vielleicht etwas antiquiert und manch selbstbewusste Dame möchte auch nicht wie ein hilfloses Wesen behandelt werden. Benimmregeln werden hierzulande gerne mit dem Namen „Knigge“ verbunden. Deshalb widmet der Kulturförderkreis Altomünster seinen bekannten KulTisch am 29. April dem Thema „Der (Neue) Knigge“. Warum der „Neue“?

Distinguierte Damen wie die stellvertretende Protokollchefin des Auswärtigen Amtes, Erica Pappritz, haben seit den 50er Jahren das deutsche Publikum darüber aufgeklärt, wie sich ein Mensch von Welt korrekt zu benehmen hat, dass etwa die „Etikette“ verbietet, den Fisch mit einem gewöhnlichen Essmesser zu zerteilen. „Der neue Knigge“ (Untertitel „Sichere Umgangsformen für alle Situationen“) von einer „Franziska von Au“ ist heute ein Standardratgeber, der auch den richtigen Umgang mit Handy und Internet inzwischen berücksichtigt. Der „alte“ Knigge wollte allerdings mehr als Benimmregeln vermitteln.

„Jeder Mensch gilt in dieser Welt nur so viel, als er sich selbst gelten macht“, so beginnt der Freiherr Adolph Knigge sein „Ueber den Umgang mit Menschen“ von 1788. Ein entschiedener Aufklärer und kritischer Freimaurer war er und wollte mit seinem Buch dem aufgeklärten Leser Leitlinien an die Hand geben, wie man ein in seinem Sinne ordentliches Leben führen könne. Und seine Ausführungen sind auch heute noch lesens- und beachtenswert. Benimm dich so, dass du wollen kannst, dass deine Höflichkeit zum allgemeinen Gesetz werden könnte, lautet wohl der Kniggesche Imperativ.

Klaus Reinhardt und Prof. Wilhelm Liebhart werden den „neuen“ und den „alten“ Knigge präsentieren – Vorschläge für einen sozial verträglichen Umgang mit dem Mitmenschen und für ein sinnvolles Leben, in jedem Fall.

„Der (Neue) Knigge“ am Dienstag, den 29. April, Beginn 20 Uhr, im Kapplerbräu-Gasthof. Der Eintritt ist wie immer frei und für alle Interessierten offen, Spenden für die Arbeit des KFK sind willkommen. Information unter 0171-9290507 und www.kfk-altomuenster.de.

Bildquelle: (c) Dr. Ulrich H. Schneider, Kulturförderkreis Altomünster e.V.