Gastbeitrag: Auszug aus dem Faltblatt/Flyer zur Ausstellung Farbakkorde im Museum Altomünster
„Die Formel die singt“ (Paul Valéry)
Auf dem Grab von Ulf Maier, über seiner Asche steht ein Abguss des lebensgroßen „Apoll von Tenea“,
eines archaischen Marmorbilds, eines Kouros, eines Siegers bei den olympischen Wettkämpfen im vorchristlichen Griechenland. Auch Ulf Maier ist ein Sieger. (Wenn auch ein geheimer.) Denn es ist ihm gelungen, ein ganzes zurückgezogenes Leben lang sich ausschließlich der Malerei zu widmen, konzentriert und konsequent der eigenen geistigen Entwicklung Folge zu leisten. Als Ergebnis hat er ein in sich stimmiges reiches Oeuvre hinterlassen. In der Ausstellung in Altomünster werden nur Aquarelle aus der letzten Werkphase gezeigt. In strengem unpersönlichen Raster werden Farbpartikel geordnet. Von einer Vielfalt, die in der zeitgenössischen Malerei nicht ihresgleichen hat! Dem statischen Bildaufbau entspringt paradoxerweise eine unendliche Bewegung und Fluktuation der malerischen Flächen. Jedes Aquarell ist ein samtiger Teppich von Farbklängen von bestimmter Temperatur, Schwingung und Musikalität, der weit über die Formatgrenzen hinausreicht. Ein mit Glücksgefühlen erlebbarer Ausschnitt aus der Unendlichkeit der Farben. „Eigentlich müssten die Farben sich bei mir bedanken, dass es mich gibt“, notierte der Maler in seinen Aufzeichnungen. Er verstand seine reine apollinische Tätigkeit als malen mit Licht, als eine Verbindung mit den Feuerregionen der Schöpfung. Zum Licht gehörte für ihn essentiell das Schweigen. („Bilder reden nicht.“) Ein indischer Freund erfasste intuitiv die Art seines Künstlerdaseins „He lives in complete silence.“ Kein Wunder, dass Ulf Maier sehr im Verborgenen lebte und am Ausstellungsleben fast nicht teilnahm. Um so besonderer ist deshalb diese erste posthume Show. Im Umkreis von Altomünster hatten seine Lebenskräfte die letzten 27 Jahre die richtige Schutzhülle gefunden.
Es ergeht herzliche Einladung zur Besichtigung während der regulären Öffnungszeiten des Museums Altomünster. Der Besuch kostet Eintritt. Altonews wünscht allen Gästen einen beeindruckenden Kunstgenuss sowie eine frohe Zeit in Altomünster. Bildquelle: (c) altonews