Gastbeitrag/Bildquelle (c) Siegfried Bradl für Förderverein für Bairische Sprache und Dialekte e.V.

Projekt „Mitn Redn kemman d’Leit z’somm“

Mit Kindern die sprachliche Vielfalt in der Euregio Salzburg-Berchtesgadener Land-Traunstein erforschen, reflektieren und ausbauen

„Dialekt ist ein falsches Deutsch!“ oder „Leute, die Standarddeutsch (Hochdeutsch) sprechen, sind arrogant!“ Solche und ähnliche Vorurteile gegenüber unterschiedlichen Sprachformen des Deutschen sind in unserer Gesellschaft weit verbreitetet. Die wenigsten hinterfragen sie, den wenigsten sind sie bewusst. Genau das aber will das grenzüberschreitende EU-Projekt „Mit’n Redn kemman d’Leit z’somm“  gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern aus Bayern und Salzburg nun erreichen. Es handelt sich hierbei um ein Gemeinschaftsprojekt der Universität Salzburg und des Fördervereins für Bairische Sprache und Dialekte e.V. (FBSD).

Für den Deutschunterricht der 4. und 6. Schulstufen wurden dafür im vergangenen Jahr über einige Monate hinweg Unterrichtsmaterialien entwickelt und Ende letzten Jahres gedruckt. Diese teilen sich in fünf Module zu je zwei Unterrichtseinheiten. Die Schülerinnen und Schüler erfahren darin beispielsweise, ob sie mehrsprachig sind (denn auch, wenn ich Dialekt und Standarddeutsch spreche, bin ich mehrsprachig), dass Dialekt nicht falsch ist, sondern wie jedes Sprachsystem bestimmten Regeln folgt. Sie erkennen, dass Sprachvariation etwas Alltägliches ist und es nützlich und auch bereichernd sein kann, die eigene Sprachverwendung zu variieren. Hierzu zählen natürlich nicht allein unterschiedliche Sprachformen des Deutschen, sondern ebenso andere Muttersprachen.

Eine anschauliche und motivierende grafische Gestaltung der Materialien kam dabei auch nicht zu kurz. So tauchen beispielsweise immer wieder die fünf „Freunde“ Naomi, Emma, Samir, Finn und Anna auf, die die Schülerinnen und Schüler durch die Inhalte der fünf Module begleiten (Bild 1).

Ein weiterer Bereich der Unterrichtsmaterialien zeigt auf, dass Deutsch nicht überall gleich ist. Dafür wurde eine Karte des deutschen Sprachraums gestaltet, auf dem die Schülerinnen und Schüler die verschiedenen Dialektgebiete und unterschiedliche Begrüßungen sehen können (Bild 2).

Die fertig gedruckten Modulhefte warten nun darauf, in die 12 Partnerschulen auf beiden Seiten der Grenze ausgeschickt zu werden. Doch wie in (fast) allen Bereichen hinterlässt auch hier die Corona-Situation ihre Spuren und die Umsetzung des Projekts geriet ins Stocken. Die Unterrichtmaterialien konnten noch nicht wie geplant im Deutschunterricht eingesetzt und getestet werden, da ihre erfolgreiche Durchführung vom gemeinsamen Austausch im Klassenzimmer lebt. In der Zuversicht darauf, dass die Situation in einigen Monaten eine bessere sein wird, wurde das Projekt nun auf das nächste Schuljahr verschoben. Die Motivation des gesamten Teams aber, für den Deutschunterricht gewinnbringende Erkenntnisse rundum die gesellschaftsrelevanten Themen „Sprachenvielfalt – Sprachvariation – Sprachbewusstsein“ bereitzustellen, ist ungebrochen. Zudem haben die ersten Begegnungen mit Schulklassen gezeigt, dass das Thema „Dialekt“ auf ein großes Interesse bei Lernenden und Lehrenden stößt.

Weitere Informationen zum Projekt: